Gleiswendel
Eine Gleiswendel ist sehr nützlich, um auf einer kleinen Fläche einen großen Höhengewinn auf der Modellbahn zu realisieren, oder um einen Schattenbahnhof für all deine Züge zu erreichen. Aber……wie baut man denn einen Gleiswendel?
Erst mal etwas allgemeine Information:
Die Steigung: Da können wir ganz kurz drüber sinnieren: In einer Gleiswendel sollte man MAXIMAL 3% Steigung (aber besser weniger) haben. Warum? Da hat man sich eine schöne Schnellzuglok gekauft……aber schafft die mit 6 Wagen die Steigung nicht und mit 3 Wagen gerade eben noch. Wäre schade, wenn dir dies passiert oder? Aber ein gewarnter Mensch…
Die Kurven: Mindest R2 (Radius 225,6mm) und sicher nicht weniger. Meine eigene Gleiswendel hat auch Mindestradius R2 oder größer und das klappt prima mit allen Loks. In den Kurvern reiben die Räder mehr und da die Gleiswendel eigentlich nur aus Kurven besteht……..ist R1 viel zu eng wodurch nicht alle Loks es nach oben schaffen.
Nach oben und nach unten: benutze die Aussenkurve um nach oben zu fahren und die Innenkurve um nach unten zu fahren. Die Innenkurve hat einen kleineren Radius und da haben die Räder mehr Reibung = mehr Wiederstand. Während des Abstiegs ist das nicht so schlimm als während des Aufstiegs.
Und jetzt fängt der Bau an!
Erstens braucht man Holz. 3mm Sperrholz ist prima und, obwohl MDF-Platte auch gehen würden, will ich dies nicht empfehlen. MDF ist weicher, bricht leichter und ist witterungabhängiger. Eine Gleiswendel ist ein ganz schönes Stück Arbeit und man möchte nicht, das es krumm wird weil es an einem Tag etwas feuchter ist als am anderen… aus dem Sperrholz schneidet man Trapezförmige Bretter, einen Berg Bretter, einen ganz großen Berg Bretter!
Die Ecken der Bretter sind alle 60 Grad. Tip: Suche eine gute Schreinerei und lasse die dort alle auf ein mal zusägen. Das spart eine unmenge Arbeit und die Chance, das die Leute Sie dir direkt perfekt zuschneiden können, ist sehr groß. Ein Winkel von 60 Grad sieht einfach aus, aber in der Praxis kann es schon mal daneben gehen……schade um die Bretter……
Um die richtige Größe zu berechnen, kann man hier (klick) eine ganz bequeme Excel Datei finden mit der man die Abmessungen der Bretter berechnen kann. Für die Deutschen ist hier auch noch mal eine Erklärung.
Pass auf: Zwischen den verschiedenen Ebenen möchte man den Raum wie in NEM 102 angegeben, aber sicher nicht weniger nehmen! Denke daran, das man mit seinen Händen auch noch dazwischen kommen soll…..irgendwann werden die Züge entgleisen und dann möchte man noch einigermaßen anständig daran kommen. Berücksichtige bei der Berechnung auch die Stärke einer eventuellen Schalldämmung!
Und dann einen ganzen Haufen Muttern, Scheiben und Gewindestangen. M6 Gewindestangen reichen meist völlig, aber für mehr Stabilität habe ich selbst M8 gewählt. Solide wie ein Haus! Tip: Diese Eisenwaren kauft man VIEL billiger in einem echten Eisenwarengeschäft als im Baumarkt.
Weiter braucht man noch Weißleim (Holzleim) und ein haufen Zwingen. Schau mal im Baumarkt des geringsten Misstrauens nach der kleineren Version, die bekommt man pro Tüte für ein paar Euro und bringen später viel Spaß. Und vor allem: Sie sind kein rausgeworfenes Gelkd, Leimzwingen benötigt man für die Modellbahn eigentlich ständig!
Lege jetzt eine erste Schicht der Trapezförmigen Bretter neben einander…
Und klebe dieser danach mit Holzleim und ein paar Zwingen eine zweite Schicht Bretter umgekehrt drauf. Vergiss aber nicht die Stirnseiten der Bretter zu leimen. Auf diese Weise bekommt man eine Art doppelte Waffel die sich selbst stabil hält. Um das ganze noch stabiler zu machen (oder um schneller arbeiten zu können) kann man mit einem Tacker alles noch mal extra fest machen, aber ist im Prinzip nicht notwendig.
Man klebt auf diese Weise die ganze Wendel Schicht für Schicht zusammen. Mega Tip: baue die Wendel Lage für Lage auf (inklusive Befestigung, Gleis, Steuerung usw.) und probiere jede Lage sofort mit verschiedenen Zügen. Jetzt kommt man noch bequem ran und kann man noch relativ einfach Anpassungen (oder: Korrekturen) ausführen.
Als Befestigung für die Lagen benutzt man also Gewindestangen. Auf jede Ecke macht man eine Stange und auch (wenn man ein Oval statt einem Kreis baut) an den langen Seiten jede 30 – 40 cm. Die Holzstärke ist mit 2×3=6mm stabil genug und kann schon was ertragen.
Durch die Gewindestangen kann man die Lagen perfekt auf Höhe stellen und später auch wieder Anpassungen machen.
Tip: Wenn man ein Stück PVC Rohr an einer Seite leicht erhitzt, stellt man sich auf einfach Art und Weise einen Rohrschüssel her, um Muttern mit der Bohrschraubmachine auf zu drehen. Kriegt man keine krummen Finger. Rohr warm machen und ( noch immer warm) auf die Mutter drücken als Schablone: fertig!
Tip: benutze eine kleine Stahldrahtbürste für die Bohrmaschine um Muttern schnell zu verdrehen. Geht superschnell, aber passt auf die Finger und Augen auf!
Tip: Stellt genügend Anschlüsse her für die Gleisspannung mit einer Ringleitung. Verhindert später vielleicht einen Haufen Frust……
Und so stellt man sich innerhalb ein paar Tage eine Gleiswendel zusammen. Wiederholung: Schicht für Schicht bauen und TESTEN! Na, rate mal wie ich da drauf gekommen bin… ein gewarnter Mensch…
Und der letzte Tip: Flexgleise sind viel billiger aber schwerer zu verarbeiten. Wenn man Flexgleise benutzt, löte sie dann stellenweise zusammen, damit man lange Stücke bekommt (verhindert Spannungsverlust)… aber… lasse hier und dort etwas Freiraum (abwechselnder Schienenstoß), damit die Gleise arbeiten können. Also alle (!) Gleise zusammen löten ist nicht empfelenswert! „Ein gewarnter Mensch…“
Und so geht das. Doch noch ein Tip? ( jetzt aber wirklich der letzte…) Nicht zu kompliziert denken. Schnell auf den Excel-link gehen und anfangen zu bauen. Ist zwar viel Arbeit, aber man wird schon schnell ein Resultat sehen: